Gestern haben wir den versprochenen Geldsegen für den von Kultusministerin Wanka angestrebten Digitalpakt mit dem Renovierungsstau an Schulen verglichen und festgestellt, dass ein Vielfaches dessen, was für „Computer und WLAN“ ausgegeben werden soll, nötig wäre, um die Gebäude baulich auf einen benutzbaren, aktuellen Stand zu bringen, und wir fragten nach Prioritäten.

Heute fragen wir nicht nach der Bausubstanz, sondern nach Inhalten.

Hat denn jede Schule eine gut ausgestattete Schulbibliothek, in der „echte“ Bücher ausgeliehen werden können um die Lesekompetenz der Schüler zu stärken? Mit ausreichenden Öffnungszeiten, die idealerweise länger sind als die oft üblichen zwei Schulstunden pro Woche, betreut von Eltern (meist Müttern) auf freiwilliger Basis?

Können naturwissenschaftliche Experimente in Zweier- bis Dreiergruppen in Fachräumen mit funktionierender Ausstattung durchgeführt werden?

Um den Schülern die Kernkompetenzen – Lesen, Schreiben, Rechnen – beizubringen, braucht es definitiv weder Computer noch WLAN – haben denn alle Schüler diese Kernkompetenzen, bevor sie zum ersten Mal mit den Computern arbeiten?
Ein Kind mit mangelndem Leseverständnis wird bei virtuell durchgeführten Experimenten Probleme haben, weil die Kernkompetenz „Lesen“ nicht ausreichend vorhanden ist. Lesen und Textverständnis lernt man aber nicht am Bildschirm.

Genausowenig begreift man die Welt, wenn man sie im virtuellen Raum betrachtet – ein Grundschüler muss z.B. die verschiedenen Blätter der Bäume wortwörtlich be-greifen, anfassen, betasten, spüren können, wie fühlen sich die Oberflächen an, wie groß oder klein ist das Blatt, wie ausgeprägt die Struktur? Das alles kann man nicht mit Lernprogrammen beibringen.

Sind genug Lehrer an der Schule, damit keine Stunden ausfallen müssen wenn die Erkältungswelle durchrauscht? Sich die Lehrer wirklich mit den Schülern beschäftigen können, und nicht mit deren Rechnern? Die Klassen klein genug, um eine ruhige Lernatmosphäre herzustellen, die Konzentration erst möglich macht?

So lange es an allen diesen Voraussetzungen hapert, braucht eine Schule keine Computer, sondern Geld für diese eigentlichen Selbstverständlichkeiten, die leider allzu oft schon „Luxus“ sind.